
In den Worten des f¨¹hrenden ?konomen Bengt Holmstr?m: ?Wir sind mittlerweile regelrecht besessen davon, dass alles effizient und g¨¹nstig sein muss? und belasten damit die nat¨¹rlichen Ressourcen, die n?tig sind, um das Angebot und die Nachfrage zu befriedigen.
Das Streben nach mehr Nachhaltigkeit im Alltag sollte jedoch gef?rdert werden, wie der ?konom Sir Christopher Pissarides sagt: ?Die Grenzen der Wirtschaft m¨¹ssen noch st?rker als bisher wegfallen [¡] aber den Menschen f?llt es sehr schwer, den Gedanken ?das ist mein Gebiet, und das ist dein Gebiet? loszulassen. Sie betrachten die Welt nicht als ein Ganzes, das allen geh?rt.?
Die Welt hat sich infolge der Covid-19-Pandemie ver?ndert und nun stellt sich die Frage, wie die Volkswirtschaften weltweit wieder aufgebaut werden sollen. Ein R¨¹ckblick auf die vergangenen Jahrzehnte soll diesen ?berlegungen einen Kontext geben und die Anf?nge der Umwelt?konomie, bedeutende Ereignisse in dieser Zeit sowie die m?gliche Zukunft dieses Wissenschaftszweigs beleuchten.
1950er Jahre
1950er Jahre
Als Reaktion auf die Folgen, die der Koreakrieg f¨¹r die nat¨¹rlichen Ressourcen der USA mit sich brachte, wird die Paley-Kommission gegr¨¹ndet.
Der Mangel an kritischen Versorgungsg¨¹tern in den USA nach dem Koreakrieg f¨¹hrte zu Bedenken ¨¹ber die zuk¨¹nftige Verf¨¹gbarkeit dieser Materialien. Der Ausschuss f¨¹r Materialpolitik ¨C auch bekannt als Paley-Kommission ¨C wurde 1951 ins Leben gerufen. Seine Aufgabe war es, Wege zu finden, mit denen das Land in Zukunft und nach einem weiteren Krieg Versorgungsengp?sse verhindern k?nnte.
Die Bem¨¹hungen der Kommission f¨¹hrten zur Gr¨¹ndung der Organisation Resources for the Future (RFF). Die 1952 etablierte gemeinn¨¹tzige Organisation war die erste ihrer Art. Sie setzte sich f¨¹r die Forschung zur Knappheit nat¨¹rlicher Ressourcen ein und brachte das Gebiet der ?konomie von Umwelt und nat¨¹rlichen Ressourcen voran.
1960er Jahre
1960er Jahre
John Krutilla ver?ffentlicht ein bahnbrechendes Arbeitspapier mit dem Titel ?Conservation Reconsidered?.
Er war einer der Pioniere der RFF und ver?ffentlichte seine Arbeit im Jahr 1967. Darin untersucht und beschreibt er den ?konomischen Wert unber¨¹hrter Natursch?tze wie Fl¨¹sse und W?lder. Sein Werk dient in der politischen Analyse als Gradmesser f¨¹r Erhaltungsmassnahmen. Krutilla belegte auch den Wert nat¨¹rlicher Umgebungen jenseits von materiellem Gewinn und ?konomischen Erw?gungen. Er integrierte schliesslich den Wert von Umweltfaktoren in den ?konomischen Datenbestand.

1970er Jahre
1970er Jahre
Auf der Konferenz der Vereinten Nationen ¨¹ber die Umwelt des Menschen werden 26 Grundprinzipien f¨¹r das Umweltmanagement festgelegt.
Die UN-Umweltschutzkonferenz im Jahr 1972 war weltweit die erste Veranstaltung ihrer Art. Die Teilnehmer kamen f¨¹r elf Tage in Stockholm zusammen, um ¨¹ber Themen wie Wirtschaftswachstum, Luftverschmutzung, Wasservorr?te und die Ozeane sowie das Wohlergehen der Menschen auf der ganzen Welt zu diskutieren. Das Ergebnis der Konferenz war die Deklaration von Stockholm, in welcher 26 Grunds?tze formuliert wurden, mit denen Umweltfragen k¨¹nftig ein beachtlicher Stellenwert einger?umt wurde.
Neben dieser Erkl?rung wurde auch ein Aktionsplan in Bezug auf das Umweltmanagement verabschiedet, der eine Reihe von Empfehlungen f¨¹r die Arbeit von Regierungen enthielt. Diese wurden drei Hauptkategorien zugeordnet: einem globalen Programm zur Bewertung von Umweltfaktoren, Aktivit?ten zum Umweltmanagement und internationalen Massnahmen zur F?rderung von Bewertungs- und Managementaktivit?ten.
1980er?Jahre
1980er?Jahre
1987 wird der sogenannte Brundtland-Bericht ver?ffentlicht, in dem der Begriff ?nachhaltige Entwicklung? gepr?gt wurde.
Im Jahr 1987 publizierte die Weltkommission f¨¹r Umwelt und Entwicklung (WCED) ihren alarmierenden Bericht ?Our Common Future?, besser bekannt als Brundtland-Report ¨C benannt nach der Vorsitzenden der Kommission Gro Harlem Brundtland.
, dass kritische globale Umweltprobleme vor allem das Resultat der enormen Armut im S¨¹den und der unnachhaltigen Konsummuster und Produktionsverfahren im Norden seien. Es war dieser Bericht, der die Formulierung ?nachhaltige Entwicklung? pr?gte, wobei das ?lautete: ?die Bed¨¹rfnisse der Gegenwart befriedigen, ohne zu riskieren, dass k¨¹nftige Generationen ihre eigenen Bed¨¹rfnisse nicht befriedigen k?nnen.?
1990er Jahre
1990er Jahre
1992 wird in Rio de Janeiro die UN-Konferenz f¨¹r Umwelt und Entwicklung abgehalten, deren Resultat die Agenda 21 ist.
W?hrend die Gespr?che rund um eine nachhaltige Entwicklung voranschreiten, nimmt die Notwendigkeit zur st?rkeren Einbringung von Regierungen auf der ganzen Welt immer weiter zu. Im Juni 1992 fand in Rio de Janeiro der sogenannte ?Erdgipfel? unter Teilnahme einiger der m?chtigsten Staatenlenker der Welt statt. Ziel des Gipfels war es, den Regierungen der Mitgliedsstaaten dabei zu helfen, ?die wirtschaftliche Entwicklung zu ¨¹berdenken? und Wege zu finden, die Ersch?pfung der nat¨¹rlichen Ressourcen und die Umweltverschmutzung auf unserem Planeten zu stoppen.
Daraus entstand die Agenda 21, welche den Beginn der globalen Anstrengungen zur Ber¨¹cksichtigung der Umweltauswirkungen der Wirtschaft symbolisiert. Auch zum Abschluss dieses Gipfels wurden 27 Prinzipien formuliert ¨C die Deklaration von Rio, in welcher jeder Staat zustimmt, seine Ressourcen daf¨¹r aufzuwenden, eine nachhaltige Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik zu erm?glichen, die Armut zu bek?mpfen und die Umwelt zu sch¨¹tzen.
2000er Jahre
2000er Jahre
Im Jahr 2007 ver?ffentlicht der Weltklimarat (IPCC) seinen Klimabericht und benennt darin die st?rksten Treiber des Klimawandels.
In den Staaten auf der ganzen Welt w?chst das Bewusstsein f¨¹r die globale Erderw?rmung und den menschlichen Beitrag zu dessen Voranschreiten. Bei diesem Report handelte es sich um den vierten einer in jenem Jahr vom IPCC herausgegebenen Serie. An dem auch als Synthesebericht bezeichneten Report wirkten rund 600 Autoren aus 40 L?ndern mit. Er wurde zudem von mehr als 620 Experten und Regierungen gepr¨¹ft.
Zur damaligen Zeit galt der Bericht als detaillierteste Zusammenfassung der klimatischen Ver?nderungen. Es wird darin festgestellt: ?Dass sich das Klimasystem erw?rmt, steht eindeutig fest. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies durch nat¨¹rliche klimatische Prozesse bedingt ist, liegt bei unter 5 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ursache in den Treibhausgasemissionen menschlicher Aktivit?ten liegt, betr?gt ¨¹ber 90 Prozent.?
2010er Jahre
2010er Jahre
2012 ist das Jahr der Konferenz Rio20+. Ausserdem markiert das im Jahr 2015 verabschiedete Pariser Klimaabkommen die erste rechtlich bindende Verpflichtung zur Eind?mmung des Klimawandels.
Bei der Konferenz Rio20+ in Rio de Janeiro im Jahr 2012 trafen sich die Mitgliedsstaaten erneut. Man verst?ndigte sich auf klare Massnahmen zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung sowie eine Reihe von richtungsweisenden Leitlinien in Bezug auf eine gr¨¹ne Wirtschaftspolitik. Insgesamt wirkte die Konferenz, in deren Rahmen 700 freiwillige Zusagen gemacht wurden, als Katalysator f¨¹r eine nachhaltigere Entwicklung.
Das am 12. Dezember 2015 auf der 21. Vertragsstaatenkonferenz (COP 21) in Paris verabschiedete Klimaabkommen schuf einen ?rechtsverbindlichen Vertrag in Bezug auf den Klimawandel?. Eines der Hauptziele des Abkommens bestand darin, die Erderw?rmung auf unter 2 ¨C idealerweise unter 1,5 Grad Celsius ¨C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Mit der Annahme dieser Vereinbarung einigten sich die 196 Vertragsparteien darauf, bis zur Mitte des Jahrhunderts eine klimaneutrale Welt anzustreben.
Dieses Abkommen war vor allem deshalb bemerkenswert, weil es die erste rechtlich bindende Vereinbarung aller Nationen ¨¹ber die gemeinsamen Bem¨¹hungen zur Bew?ltigung der Klimakrise war. Alle L?nder, die dem Abkommen beigetreten sind, m¨¹ssen sich einer regelm?ssigen ?berpr¨¹fung unterziehen. Diese wurde 2020 anhand der von den L?ndern eingereichten Pl?ne zum Klimaschutz erstmalig durchgef¨¹hrt. In diesen sogenannten nationalen Klimaschutzbeitr?gen (NDCs) wird das geplante Vorgehen eines jeden Landes zur deutlichen Reduzierung von Treibhausgasen im Detail dargelegt. Das Abkommen verlangt, dass die L?nder ab 2024 die von ihnen auf den Weg gebrachten Massnahmen sowie ihre Fortschritte hinsichtlich der Bek?mpfung des Klimawandels transparent offenlegen. Diese L?nderberichte sollen dann eine gegebenenfalls notwendige, ad?quate Unterst¨¹tzung beziehungsweise eine Reihe ambitionierterer Empfehlungen f¨¹r L?nder erm?glichen, die ihre Ziele erreicht haben.
2020er Jahre
2020er Jahre
Greta Thunberg und andere junge Klimaaktivisten demonstrieren f¨¹r den sofortigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.
Seit einigen Jahren protestieren junge Klimaaktivisten lautstark f¨¹r die Zukunft unseres Planeten und seiner Bewohner. Greta Thunberg ¨C eine der bemerkenswertesten Aktivistinnen ¨C wurde international bekannt, nachdem sie 2018 vor dem schwedischen Parlamentsgeb?ude gegen die Emission von Kohlendioxid demonstriert hatte. Im Jahr 2020 rief Greta dann gemeinsam mit anderen jungen Akteuren die Staats- und Regierungschefs der Welt zur sofortigen Beendigung aller Subventionen f¨¹r fossile Energietr?ger sowie zum endg¨¹ltigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen auf.
An Investoren und Politiker gerichtet, die zum 50. Jahrestag des Weltwirtschaftsforums in Davos zusammengekommen waren, verlangte die Bewegung, die Klimakrise als absoluten Notfall zu behandeln und nicht wie etwas, das im Laufe der kommenden Jahrzehnte angegangen werden kann.
Seit 2020
Seit 2020
Die Welt ist mit der Covid-19-Pandemie besch?ftigt und Regierungen in aller Welt ¨¹berlegen, wie sie ihre Wirtschaft danach wieder aufbauen sollen.
Die Covid-19-Pandemie hat die Welt in einer Art und Weise beeinflusst, die man vielleicht auch in den n?chsten Jahren noch nicht vollends verstehen wird: Von einer zeitweiligen Verringerung der Luftverschmutzung bis hin zu einem gesteigerten Bewusstsein f¨¹r die Verbindung zwischen dem Planeten und seinen Bewohnern hatte die Verlangsamung des Alltags auch einige positive Aspekte.
Allerdings wurde diese Zeit, die eigentlich ein entscheidender Moment f¨¹r Gespr?che ¨¹ber Klima- und Umweltfragen werden sollte, dadurch zu einem Wartespiel, dessen Ausgang ungewiss ist.
Eine neue Lebensweise sowie eine unsichere Zukunft zwingen die Regierungen dazu, sich Gedanken dar¨¹ber zu machen, wie ihre Wirtschaft nach der Pandemie aussehen wird. Der ?konom Paul Romer glaubt, ?wir brauchen eine wirtschaftliche Struktur, die umweltfreundliche Arten des Geldverdienens beg¨¹nstigt?, ein Konzept, welches die Staaten im Zuge der Wieder?ffnung ihrer Wirtschaftssysteme in Erw?gung ziehen m¨¹ssen. Der Vorsitzende der Kommission f¨¹r Wachstum und Entwicklung, Michael Spence, betont die Notwendigkeit einer kollektiven Anpassung an die Gegebenheiten nach der Pandemie, insbesondere durch die Unternehmen weltweit: ?Wir brauchen Engagement, wir brauchen Werte, wir brauchen Verhaltens?nderungen, [und] wir brauchen Bildung.? Werden wir dank der Entschleunigung unseren Einfluss auf den Planeten ¨¹berdenken oder zu Bequemlichkeit und Konsum zur¨¹ckkehren?
F¨¹r weiterf¨¹hrende Informationen zum Thema Umwelt?konomie und zur Art und Weise, wie diese unsere Welt formt, lesen Sie die Beitr?ge renommierter Preistr?ger auf unserem Nobel Perspectives-Portal.